Digitale Achtsamkeit: Tipps zum Umgang mit der Informationsflut
Links, die mit einem Sternchen (*) versehen sind, sind Affiliate-Links und führen zu Amazon.
Achtsamkeit ist keine Erfindung des 21. Jahrhunderts, auch wenn Social Media voll davon ist und Achtsamkeit zu einem Buzzword geworden zu sein scheint. Achtsamkeit hat seinen Ursprung im Buddhismus und ist auch als Meditationstechnik bekannt.
Gerade in einer Zeit, in der alles digital abläuft, wir ständig mit Informationen geflutet werden und wir kaum noch abschalten, ist Achtsamkeit wahrscheinlich ein wichtiges Werkzeug, um mal eine Pause zu machen. In der Blogparade "Digitale Achtsamkeit" von Martina geht es um Tipps zum Umgang mit der Informationsflut.
Dazu passend habe ich 2021 "Digital Minimalism: Choosing a Focused Life in a Noisy World*" von Cal Newport gelesen. Leider finde ich die Stelle gerade nicht mehr (obwohl ich jede Menge Post-Its in das Buch geklebt habe), aber ich erinnere mich, dass Cal Newport im Buch schreibt, dass wir die Kontakte, die wir nur online pflegen, aufgeben sollen. Da musste ich an meinen Lieblingsdiscord-Server denken. Denn hier habe ich Ende 2019 Menschen gefunden, die ich schon als Freunde bezeichnen würde, auch wenn wir nur über Discord Kontakt haben. Ich weiß, dass ein paar vom Server sich auch schon im "Reallife" getroffen haben. Gerade während der Pandemie hat mir dieser Server sehr viel Halt gegeben. Aber das Buch "Digital Minimalism" ist 2019 erschienen. Seit der Pandemie hat sich so viel verändert. Es gab Zeiten, da war das Internet mehr oder weniger die einzige Möglichkeit, Kontakt aufrechtzuhalten. Und komplett auf Kontakte innerhalb des Internets verzichten? Ist das überhaupt möglich? Ich sehe es auch nicht als falsch an, im Gegenteil. Vielen Menschen hilft es, weil sie vielleicht sonst keine Kontakte haben, nicht rauskönnen aus diversen Gründen, weil sich auch der Freundeskreis in verschiedene Ecken der Welt verstreut hat. Es ist nicht alles schlecht, was dieses Internet uns bringt. Ich sehe viele Entwicklungen sogar als positiv. Vor über 20 Jahren hätte ich mich gefreut zu lesen, dass ich nicht alleine bin mit meiner Angststörung, dass es noch mehr Menschen gibt, die Panikattacken haben. Es gab zwar Foren, Blogs und Instant Messenger wie ICQ. Aber heute ist alles noch viel offener, was psychische Erkrankungen angeht. Es wird noch offener geredet.
Aber ich weiche ab. Ich wollte euch ja Tipps geben, wie ihr euch vor der Informationsflut schützen könnt, wie ihr achtsamer werden könnt in der digitalen Welt.
Informationsflut bewähltigen
Anders als Cal Newport finde ich, dass man nicht komplett für immer auf bestimmte Apps verzichten muss. Ein bestimmter Zeitraum ohne Social Media ist schon sehr viel wert, wie ich 2020 festgestellt hab. Als die Pandemie begann, habe ich komplett auf Twitter (RIP), Instagram, Facebook und sogar die Tageszeitung verzichtet. Nötige Informationen habe ich von meinem Mann bekommen. Durch diesen bewussten Verzicht kann ich auch Tage ohne Instagram und (mittlerweile) Mastodon auskommen. Facebook rufe ich nur noch alle Jubeljahre mal auf. Darauf kann ich am besten verzichten.
Cal Newport auch vor, einen Monat lang auf digitale Technologien, die wir nicht unbedingt brauchen, zu verzichten, um so einen Reset durchzuführen. Mit dem Verzicht auf Apps über einen bestimmten Zeitraum habe ich das gemacht.
Was mir auch hilft, gerade noch während der Pandemie, aber was ich jetzt weiterführe: Hashtags auf Mastodon blockieren. Das hab ich damals auf Twitter schon lange vor der Pandemie begonnen, wenn es z. B. um eine WM ging oder den ESC. Was mich nicht interessiert, habe ich geblockt. Während der Pandemie habe ich entsprechende Hashtags auf Twitter blockiert und auch mittlerweile auf Mastodon, weil sie mich unter Umständen in eine Angst zurückwerfen können.
Ich bin mir nicht sicher, ob man auf Instagram Hashtags blockieren kann, denke aber nicht.
Während der Pandemie meinte mein Mann mal, man merkt mir an, wenn ich gerade auf Social Media verzichte. Mir ging es teilweise psychisch nicht so gut. Angststörung und Pandemie vertragen sich nicht so gut. Vor allem, weil wir uns sehr lange isoliert haben. Zumindest hat es uns vor Ansteckungen geschützt.
Ansonsten folge ich nur Accounts, die keine Fake News verbreiten. Ich glaube, man lernt irgendwann, wie man erkennt, welche Nachrichten falsch sind oder mit Absicht fehlleiten sollen. Mir hat das niemand beigebracht, ich habe es einfach über all die Jahre selber gelernt.
Digitale Medien als Kreativitätskiller?
Ich habe immer schon sehr gerne geschrieben. Als Grundschülerin hatte ich einen roten Schnellhefter voll mit leeren Blättern, die ich mit Geschichten gefüllt habe. Später habe ich Collegeblöcke vollgeschrieben. Die Geschichten wurden vorher nicht geplant. Vielmehr hatte ich eine Idee, inspiriert durch die Bücher, die ich las (Sattelclub!) und das konnte ich stundenlang machen. Da ich auch früh Zugriff auf einen Computer hatte (mein Vater hatte bereits in den 1980ern immer Computer, so bin ich damit aufgewachsen), schrieb ich auch am Computer, aber die ersten Jahre habe ich nur von Hand geschrieben.
Irgendwann, wann genau weiß ich gar nicht, wurde das Schreiben weniger. Ich ließ mich zu sehr vom Internet ablenken. Ich begann auch mehr darüber nachzudenken, was ich schreibe und schnell gab ich viele begonnene Romane auf, weil mir das, was ich da zu Papier (oder Bildschirm) gebracht hatte, nicht mehr gefiel. Das ist bis heute geblieben. Ich habe Ideen, versuche, aus ihnen was zu machen und dann verlässt mich das Interesse oder ich habe das Gefühl das das, was ich da versuche zu schreiben, niemand lesen will. Also lass ich es lieber und beginne irgendwann was Neues und das Spiel geht von vorne los.
Ich habe das Gefühl, dass das Internet "Schuld" daran ist. Was mir manchmal hilft ist, von Hand zu schreiben. Aber dann möchte ich was recherchieren und greife mal eben zum iPad. Statt einfach drauflos zu schreiben, wie früher.
Deshalb glaube ich, dass, zumindest für mich, digitale Medien oder das Internet an sich (das Internet, wie es heute ist, nicht, wie es vor Social Media war) ein Kreativitätskiller ist. Ich habe keine Tipps, wie man das ändern könnte. Außer vielleicht doch mal ein paar von Cal Newports Tipps zu beherzigen:
- Zeiten festlegen, wann man das Internet nutzt
- einer offline-Gruppe beitreten, z. B. zum Schreiben. Leider hat sich meine Schreibgruppe aus Aachen wegen Pandemie, Wegzug, Familie etc. aufgelöst bzw. die erste Zeit waren die Treffen dann online. Die einzige Schreibgruppe, in der ich aktiv bin, ist "mein" Discordserver. In Aachen gibt es im Meffis montags einen Zeichenkurs. Im Grunde eine tolle Idee. Der Wochentag passt mir nur nicht. Aber ab September gibt es dort auch ein Schreibcafé. Schade, dass es das jetzt noch nicht gibt.
- etwas Neues lernen (was man ja auch mit offline-Gruppen verbinden kann). Ich möchte mich wieder mehr mit Programmieren beschäftigen (aktuell ist es R, weil ich das eventuell für eine Auswertung auf der Arbeit brauche, aber generell auch Ruby on Rails und Swift. Es gab mal die RailsGirls. Vielleicht sollte ich wirklich mal eine Community starten für interessierte Frauen. Das wäre zwar dann auch online, aber es geht ja auch um die soziale Interaktion.
- das Handy mal zu Hause lassen: kann man machen, aber dann tippt meine Angststörung mir auf die Schulter, denn ich "brauche" das Handy, damit ich das Gefühl habe, ich kann jemandem schreiben, wenn ich es gerade brauche.
Und was ist mit KI?
KI betrachte ich eher kritisch. Klar, sie kann in gewissen Bereichen unterstützen. Ich möchte aber nicht, dass sie Bilder für mich malt. Ich nutze keine KI als Google-Ersatz, stattdessen google ich gezielt und frage nicht ChatGPT. Ich weiß, dass viele das mittlerweile machen. Aber ich möchte selber suchen und sehen, was die Quellen sind. Wenn es z. B. ums Programmieren geht, kann eine KI bestimmt eine Erleichterung sein.
Aber ich möchte nicht, dass mir eine KI einen Roman schreibt. Vielleicht kann ich sie fragen, ob sie mir ein paar Ideen geben kann. Aber dazu kann ich auch Pen & Paper-Techniken oder Story Cubes* benutzen.
Wenn KI für Nachrichten verwenden wird, bin ich sehr skeptisch. Es gibt wohl Tools, mit denen sich ganze Youtube-Videos erstellen lassen und damit auch Fake News. Mehr dazu könnt ihr bei Mats von Ein Topf voll Gold erfahren oder bei Uebermedien.
Und was sind jetzt meine Tipps?
- ein bewusster Umgang mit Social Media: Zeiten festlegen, auch mal über einen Zeitraum verzichten.
- KI erkennen und so auch Fake News, wer ist die Quelle?
- offline-Hobbys, z. B. Stricken, zeichnen und schreiben. In der Zeit kann man nämlich auch nicht im Internet surfen und hat Ruhe vor der ganzen Flut an Nachrichten
- Hashtags blockieren, Accounts entfolgen, die einem nicht guttun
- Screentime einrichten, z. B. nur eine Stunde am Tag für Instagram einräumen
Comments ()