Grauer Alltag
Jeder Tag ist gleich. Aufstehen, fertigmachen, frühstücken, los zur Arbeit. Die Mittagspause verbringe ich alleine. Ich schlendere durch die Stadt, stöbere in Geschäften, kaufe ein Brötchen. Um mich herum die Touristen, Schüler, Freundinnen, Studenten. Alle in kleinen oder großen Gruppen. Mittendrin bin ich mit meinem traurigen Blick. Seufzend führe ich meine Runde fort. Mit dem iPhone in der Hand warte ich auf eine Nachricht von meinem Freund. Der hat um diese Zeit meistens auch Mittagspause. Leider 70km von mir entfernt in einer Großstadt mit seinen netten Kollegen.
Eine Stunde Mittagspause kann sich anfühlen wie eine Ewigkeit. Manchmal verfliegt die Zeit aber auch. Meistens jedoch bleibt die Zeit fast stehen und ich wünsche mir, die Pause wäre endlich vorbei.
Ich geh zurück vorbei an den Studenten, die lachend zusammen vor und in den Lokalen sitzen. Die nicht ihre Mittagspause alleine verbringen.
Wenn ich abends nach Hause komme, verbringe ich auch den Feierabend mit mir selber – und meinen Eltern. Das Telefon klingelt, die einzige Freundin, die ich hab, ruft an. Von weit her. Aus einem anderen Bundesland. Ich sitze vor dem Mac, surfe im Internet. Lese, was andere so Tolles gemacht habe.
Donnerstags fahr ich abends immer zu meinem Freund. Dort bleibe ich bis sonntags. Er ist der einzige Mensch, den ich regelmäßig treffe, der für mich da ist, mit dem ich was unternehme. Seine Freunde schreiben Mails an uns. Manchmal gehen wir alle zusammen weg. Hätte ich ihn nicht, hätte ich niemanden hier.
Man sagt, man soll in einen Verein eintreten, um Leute kennenzulernen. Das habe ich versucht. Die erste Zeit dachte ich, es wäre das Richtige, ich hätte Freunde gefunden. Aber ich habe mich getäuscht. Mich fragt keiner, ob ich nicht Lust hätte, was zu machen. Wie es mir geht. Ich habe mich zurück gezogen. Hänge nur zu Hause oder bei meinem Freund. Wahre Freunde gibt es nicht. Nicht für mich. Immer nur wurde ich enttäuscht. Was habe ich nur an mir?
Ich möchte raus. Mit anderen Menschen. Doch ich traue mich nicht zu fragen. Die Angst vor Enttäuschung ist viel zu groß.
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