Warum es nie zu spät zum Lernen ist
Das vierte Semester neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu. Noch kein ganzes Jahr mehr trennen mich von den Abiturprüfungen, denn am 18. März 2016 ist mein letzter Schultag. Im April geht es dann los. 10 Monate noch.
Ich bin dann schon längst 30 und fast 31, wenn ich mein Studium beginne. Ob mich das stört? Nö. Man merkt es mir äußerlich sowieso nicht an und außerdem mache ich nicht umsonst das Abitur nach.
Ein Rückblick
Vor zwei Jahren steckte ich mitten in den Vorbereitungen für die Abschlussprüfungen. Ich war mit meinen damals 27 Jahren nicht die älteste, die Mitte Juni schließlich zur Prüfung antrat.
Es stand zwar schon fest, dass ich im Anschluss an die Ausbildung das Abitur nachholen werden, doch es gab Menschen, die versuchten, mich zu überreden, etwas anderes zu machen. Weil ich besonders in Fachkunde sehr gut war, riet man mir die PTA-Ausbildung zu machen. Doch für mich kam das nicht in Frage und auch heute bereue ich nichts. Es mag ja sein, dass man als PTA bessere Chancen auf einen Job hat als eine PKA. Aber ich wollte ja gar nicht PTA werden. Klar hat es mir Spaß gemacht, für die praktische Prüfung zu lernen, wie man Salben herstellt oder Kapseln. Aber das war’s auch schon.
Was willst du später mal machen?
Mit Ende 20 und ohne einem Fünkchen einer Idee, was man “später” beruflich machen möchte beendete ich also erfolgreich meine Ausbildung zur PKA.
Dieses “Später” kommt immer ganz schön plötzlich. Durch die vielen Hindernisse in den einzelnen Stationen meines Lebens konnte ich mir nie richtig Gedanken über einen Beruf machen. Ich habe bereits diverse Praktika hinter mir, weiß, dass ich weder Erzieherin, noch zahnmedizinische oder tiermedizinische Angestellte werden möchte. Mit Büchern konnte ich mir vorstellen zu arbeiten. Dieser Wunsch wäre ja auch fast in Erfüllung gegangen.
Ein Beruf soll das Leben sichern, das Einkommen, eine Familie. Aber er sollte auch Spaß machen. Ich möchte nicht etwas machen, womit ich zwar gut verdiene, aber absolut keine Freude dran habe. Natürlich möchte auch ich (genug) Geld verdienen, um nicht finanziell vom Freund abhängig zu sein.
Aber ein Beruf sollte auch zu einem passen, den Interessen entsprechen. Manchmal muss man eben verschiedene Wege einschlagen, um das finden, was man möchte.
Die Jahre des Bloggens haben gezeigt, was mir wirklich Spaß macht: das Schreiben, soziale Netzwerke, Internet. Nun würde ich nicht soweit gehen und den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Dafür ist mein Blog weit vom Erfolg entfernt.
Das Abitur eröffnet einem Möglichkeiten, die man vorher vielleicht so gar nicht hatte. Zwar kann man unter bestimmten Voraussetzungen auch ohne (Fach-)Abitur studieren, aber die erfüllt nicht jeder.
Das Studienangebot ist vielfältig. Nicht jeder Studiengang verspricht einen Beruf, aber man kann es ja probieren. Und wenn man am Ende doch einen Job in einem ganz anderen Bereich bekommt, der einem aber auch total gut gefällt, so what? Man hat Erfahrungen gesammelt, sich neues Wissen angeeignet und ist gewachsen.
Gegen Ende meiner Ausbildung kümmerte ich mich nicht darum, direkt im Anschluss einen Job zu bekommen. Eine PKA wird eben nicht so oft gebraucht. Übernommen wurde ich nicht und ich bewarb mich am Weiterbildungskolleg.
Zum Lernen ist es nie zu spät!
Mein Motto. Das sollten sich viele beherzigen. Man ist nie zu alt, um das Abitur nachzuholen oder gar zu studieren. Man ist nie zu alt für einen Neuanfang.
Als ich in die Schule kam, stand für mich fest: “Nach der vierten Klasse gehe ich zu meinem Bruder aufs Gymnasium!” 1996 kam ich aufs Gymnasium.
Als ich auf Anraten der Psychologen 2001 vom Gymnasium auf die Realschule wechseln musste, sagte ich: “Nach der 10. Klasse gehe ich zurück!”
Ich ging nicht wieder zurück, obwohl ich es so sehr gewollt hatte. Stattdessen kämpfte ich gegen diese dumme Angst an, die mich zu sehr beherrschte.
Im Verlauf meiner Ausbildung kam mir dann der Gedanke: “Ich könnte ja das Abitur nachholen!”
Und nun sind fast zwei Jahre vergangen. Vier Semester von sechs. Es ist nicht einfach, das war mir schon vorher klar. Immerhin war ich nie eine besondere Leuchte in Mathe. Doch bisher habe ich mich doch gut geschlagen.
Ich berichte euch ja regelmäßig von dem Weg zum Abitur. Sicher denkt ihr: “wie fleißig und ergeizig sie ist.” Doch das bin ich nicht. Nicht immer. Auch ich habe eine faule Seite. Oft verbringe ich einfach nur meine Zeit vor dem Laptop. Starre ihn an, ins Leere. Würde gerne dieses tun oder jenes. Bleibe dann aber doch lieber vor dem Laptop.
Bisher Gelerntes
Auch ich bin oft und gerne faul. Das zeigt schon die Facharbeit. Ich hätte früher anfangen sollen, mehr mit dem Lehrer sprechen sollen. Daraus habe ich gelernt und werde im Studium anders an solche Arbeiten herangehen.
Ich habe gelernt, dass es nicht schlimm ist, Lücken im Lebenslauf zu haben. Anderen geht es ähnlich.
Es tut gut, den Erfolg zu sehen, der das Lernen, die harte Arbeit mit sich bringt: nämlich gute Noten. Das stärkt das Selbstbewusstsein.
Und vor allem: mit Ende 20 das Abitur nachzuholen ist überhaupt nicht unüblich.
Wer mit dem Gedanken spielt, ebenfalls das Abitur nachzuholen, dem kann ich nur raten: es lohnt sich, man vergeudet keine Zeit. Nie.
Es ist nie zu spät zu lernen. Weil man immer wieder etwas Neues lernt. Weil man das Gedächtnis trainiert. Weil man sich selber fordert.
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