Was ist der "Personal Curriculum"?!

Was ist der "Personal Curriculum"?!
Photo by Vanessa Serpas / Unsplash

Auf Youtube wurden mir letztens Videos zum Thema "Personal Curriculum" vorgeschlagen. Bisher hab ich die nicht gesehen, aber ich war neugierig und habe den Begriff gegooglet. Dieser neue Trend scheint von TikTok zu kommen. Ich benutze kein TikTok, also kann ich nichts dazu sagen. Was ich aber bei meiner kurzen Recherche festgestellt habe ist, dass es vor allem um Ästhetik geht. Also eigentlich wie bei den ganzen StudyTubern, die sich beim Lernen filmen, die möglichst ästhetische Arbeitsplätze präsentieren, perfekt inszenierte Planer zeigen, von Notion, VPN-Anbietern und Ähnlichem gesponsert werden und eigentlich mehr Wert darauf legen, dass alles schön aussieht, als auf das Lernen selber. Für mich wirkt das eher wie Prokrastinieren als richtiges Lernen.

Einen ähnlichen Eindruck hab ich bei dem neuen Trend: Die StudyTuber sind fertig mit dem Studium und plötzlich können sie sich ja nicht mehr beim Lernen filmen und damit Geld verdienen. Was macht man also? Genau, man lernt einfach weiter. Egal was. Man überlegt sich einfach, was man lernen möchte und erstellt einen Lernplan. Das kann man dann auch schön mit der Kamera begleiten und hier kommen dann wieder die vielen schönen Notizblöcke, Stifte, Kalender, Notion-Vorlagen usw. ins Spiel - oder kauft sich einfach direkt was Neues. Back to School-Shopping ist auch so ein Trend, von dem ich nur durch verschiedene Reaction-Videos weiß. Lernen soll Spaß machen ist wohl das, was der Trend um den persönlichen Lernplan erreichen will.

Aus dem "Personal Curriculum" entstehen wieder neue Möglichkeiten für Firmen, die sich den Trend zu Nutzen machen können und den TikTokern, Youtubern, Produkte schicken können, Rabattcodes - weil die Welt ja noch mehr unnützen Kram braucht, weil wir ja alle in Geld schwimmen.

Eigentlich sollte der Artikel gar nicht so zynisch klingen und ich bin auch nicht eifersüchtig auf die Influencer, die damit Geld verdienen. Ich hab nämlich keine Lust, mein Gesicht oder zumindest meine Umgebung in die Kamera zu halten. Wäre ich 20 Jahre jünger - wer weiß? Aber ich bin einfach zu faul, ich will mich nicht filmen, ich hab keine Geduld, Videos zu schneiden (dafür kann man ja dann, wenn man genug verdient, Menschen einstellen). Ich brauche auch keinen "Personal Curriculum". Stattdessen möchte ich einfach nur zu Hause sitzen und in Ruhe meinen Feierabend genießen. Denn im Gegensatz zu den Influencern haben die meisten Menschen wenig Zeit, sich noch einen Lernplan auszudenken. Zudem braucht es keinen Lernplan, um als erwachsener Mensch etwas Neues zu lernen. Man kann es einfach machen. Es sei denn, man braucht einen Plan, weil er Struktur gibt. Für manche ist das hilfreich und sehr wichtig. Persönlich fehlt mir die Energie und Lust, mich damit zu befassen.

Ich sehe schon, dass dieser Trend in die toxische Selbstoptimierungs-Schiene entgleist. Menschen werden Kurse anbieten, wie man am besten einen "Personal Curriculum" erstellt. Es wird jungen Menschen Geld aus der Tasche gezogen mit Versprechungen, die nicht einzuhalten sind.

Aber wie das so ist mit Trends: sie kommen und gehen auch wieder. Manche kommen sogar nach Jahrzehnten wieder (Tamagotchis zum Beispiel oder Diddl!). Aktuell ist es eben der "Personal Curriculum". Das Gute ist, dass der Trend nicht so gefährlich ist. Man verletzt sich nicht, höchstens an den dünnen Blättern von Kalendern.

Es könnte also schlimmer sein.