[Rezension] The Solitude of Prime Numbers

Autor: Paolo Giordano
Verlag: Black Swan
Erscheinungsjahr: 2009
Seiten: 379

Über mehr als 2 Jahrzehnte hinweg begleitet der Leser Alice und Mattia, die beiden von Schicksalsschlägen gezeichneten Protagonisten. Zu Beginn lernen wir Alice kennen, die als Kind vom Vater dazu gezwungen wurde, Ski zu fahren. Sie hatte alles andere als Lust darauf. Durch einen Unfall wird sie zum Krüppel.
Dann ist da noch Mattia, der eine geistig behinderte Zwillingsschwester hatte. Er lässt sie auf dem Weg zu einem Kindergeburtstag im Park zurück, weil er ohne sie auf die Feier gehen will.
Zeitsprung. Die beiden sind nun Teenager und jeder hat sich in seine Welt zurück gezogen. Alice lässt ihr Essen in der Serviette verschwinden, Mattia flüchtet sich in die Mathematik und Selbstverletzung. Alice sucht Anerkennung bei der beliebtesten Schülerin, was sich aber als fataler Fehler herausstellt; Mattia ist eigentlich lieber alleine.
Zufällig kreuzen sich die Wege der beiden. Von nun an verbindet sie so etwas wie Freundschaft. Beide gehören zu den Außenseitern der Schule. Mattias einziger Freund, abgesehen von Alice, ist in ihn verliebt. Auch Alice pflegt keine weiteren Kontakte.
Als Erwachsene leidet Alice immer noch unter ihrer Essstörung, die ungemerkt geblieben ist. Ebenso Mattias Sucht nach Selbstzerstörung scheint an seinen Eltern vorbeigegangen zu sein. Beide halten ihre Schicksalsschläge geheim. Mattia spricht nicht über seine Zwillingsschwester und Alice schweigt über ihren Skiunfall und dessen Folgen. Trotzdem halten sie zusammen. Sie fragen sich nicht gegenseitig nach dem Warum.

Ich habe mich beim Lesen desöfteren gefragt, ob Alice noch magersüchtig ist oder nicht, schließlich muss das ja auch mal entdeckt werden. Spätestens, als sie einen Arzt heiratet oder im Krankenhaus umkippt. Aber niemand außer Mattia scheint zu bemerken, wie dünn sie ist. Aber auch um Mattias Probleme scheint sich niemand zu kümmern.
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Nichtsdestotrotz ist The Solitude of Prime Numbers ein schönes, aber nachdenkliches Buch. Im Englischen ist es einfach zu lesen, was sicher daran liegt, dass es eine Übersetzung aus dem Italienischen ist.
Wer jedoch ein realistischeres Buch lesen will, wird enttäuscht, denn allzu realistisch ist es, meiner Meinung nach, nicht, dass eine Essstörung oder Selbstverletzung jahrelang unentdeckt bleibt.